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artour

Kultur, Magazin • 11.12.2025 • 21:15 - 21:45
Die Moderatoren der Sendung Thomas Bille und Evelyn Fischer.
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Moderatorin Evelyn Fischer.
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Moderator Thomas Bille.
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Originaltitel
artour - Das Kulturmagazin des MDR
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2025
Kultur, Magazin
Der erfundene Held vom Bahnhof Friedrichstraße - Wolfgang Beckers letzter Film: Alle Jahre wieder wird der Jahrestag des Mauerfalls zum staatstragenden Erinnern. Auch der 30. Aber diesmal soll mal nicht ein DDR-Bürgerrechtler die immer gleiche Widerstandsgeschichte vom Herbst '89 im Bundestag zum Besten geben, sondern der Videotheksbetreiber Micha Hartung. Bitte wer? Genau, Micha Hartung, der Held vom Bahnhof Friedrichstraße. Und da sind wir mittendrin in der neuen deutschen Geschichtskomödie von Regisseur Wolfgang Becker, der bereits vor 22 Jahren mit seiner Komödie "Good Bye, Lenin" für Furore sorgte. Micha, gespielt von Charly Hübner, soll 1983 mit einer entscheidenden Weichenstellung auf einem S-Bahngleis am Bahnhof Friedrichstraße 127 Passagieren zur Flucht in den Westen verholfen haben. Es war ein Versehen, aber ein umtriebiger Journalist erfand daraus eine Heldengeschichte. Und der Bundespräsident ist davon begeistert. Aber Vorsicht, alles Fiktion! Der Film entstand nach dem gleichnamigen Erfolgsroman "Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße" des Berliner Autors Maxim Leo. Wolfgang Beckers letzter Film - er starb am 12. Dezember 2024 - ist ein feinsinnig gesponnenes Hochstapler-Märchen und zugleich ein zart-bissiger Blick auf die ungleiche Erinnerungskultur von Ost und West über ein Land namens DDR. Am 11. Dezember kommt er ins Kino. "Starkstromzeit" - Ein Buch von Aron Boks Er hat die DDR nicht erlebt. Dennoch ist sie Thema seiner Bücher. Der Autor Aron Boks ist 1997 in Wernigerode geboren. Seine Eltern, Großeltern und Familie lebten in einem Land, das verschwunden ist. Boks empfindet ungeachtet dessen eine Verbindung zur DDR. In Gesprächen mit seiner Großmutter findet er heraus: In der DDR der 1980er waren sie selbstständige Leuchten- und Dekorationsbauer. Mit ihren Designs haben sie Ferienheime, Kantinen oder Hotels ausgestattet. Doch von ihrer Arbeit hat heute kaum etwas überlebt. Die bunten Kronleuchter aus Glas, die Tischlampen landeten nach der Wende auf dem Müll. Dass alles weg sein soll, damit will Aron Boks sich nicht abfinden. In seinem aktuellen Buch "Starkstromzeit" geht er auf die Suche nach den verlorenen Gegenständen. Nach Lampen und Leuchten und den Geschichten der Menschen, die sie erschaffen haben. Ed Sheeran kehrt zurück - mit "Play" Ed Sheeran kehrt zurück - mit einer Deluxe-Ausgabe seines aktuellen Albums "Play" und einer Warm-up-Tour, die ihn in der vergangenen Woche auch in die Münchner Olympiahalle führte. Für jemanden, der zuletzt dreimal das Olympiastadion ausverkaufte, wirkt dieser Abend fast wie ein Wohnzimmerkonzert. "Play" eröffnet seine neue Album-Ära: ein Titel, der Freiheit verspricht, aber auch daran erinnert, dass das Leben nicht immer nach den eigenen Regeln läuft. Denn Sheeran weiß, dass man als Künstler nicht nur spielen darf, sondern oft auch Erwartungen erfüllt, die andere an einen herantragen: anderen etwas vorspielen. Auf dem Album untersucht er diesen ständigen Wandel, die Bühne als Ort der Selbstbefragung. Sein Sound öffnet sich dabei weiter denn je: indische Rhythmen, zarte Ragas, euphorisierende Percussion, tiefe Bässe. All das verweist zurück auf seine Anfänge als Pub- und Straßenmusiker, als jede Melodie ein Geschenk und jeder Ort ein möglicher Auftritt war. Heute verdichtet er diese frühen Erfahrungen zu einem globalen Klanggefühl, das Grenzen ignoriert und selbst große Hallen in persönliche Räume verwandelt. Im exklusiven Interview erzählt Sheeran, warum "Play" für ihn weniger ein Album als ein Prozess ist: ein Sich-Einlassen, ein Loslassen. Die Songs handeln von Neugier und Notwendigkeit, von Mut und Verletzlichkeit. "Play" wird so zum Abenteuer, zum Bekenntnis, zu einem leisen Triumph. Und das Interview zeigt ein globales Pop-Phänomen, das trotz Weltkarriere immer noch wirkt wie der nette Kumpel auf der WG-Couch - nur eben ein ausnehmend talentierter, der virtuose Pop-Musik mit einer kostbaren Selbstverständlichkeit entstehen lässt. Play! "Im Rosengarten" - Roadmovie über ungleiche Halbgeschwister mit Kostja Ullmann In einer zünftigen Schwarzwaldkneipe will ein Gast verhindern, dass der dunkelhaarige Musiker Yak und seine kleine syrische Schwester bedient werden. Yak erklärt ihm wütend und wortgewaltig, dass jener weder richtig Deutsch sprechen noch dies hier als dessen alleinige Heimat bezeichnen könne. Die Situation eskaliert. Der Film "Im Rosengarten" erzählt die Geschichte eines ungleichen Geschwisterpaars auf winterlicher Odyssee durch Deutschland: Rapper Yak, gespielt von Kostja Ullmann, und die 15-jährige Latifa, verkörpert von Safinaz Sattar, geraten in ein Roadmovie über Identität, Herkunft und die Frage, wer oder was Heimat ist. Für Regisseur Leis Bagdach ist "Im Rosengarten" ein bewusster "Anti-Heimatfilm": eine Auseinandersetzung mit Zuschreibungen, Fremdheit und dem, was bleibt, wenn Erinnerungen an Gerüche, Farben, Wörter und Musik die einzige Konstante sind. Bagdach, selbst zwischen Deutschland und Syrien aufgewachsen, verwebt persönliche Erfahrungen mit einer Geschichte über zwei junge Menschen, die lernen müssen, dass Heimat weniger ein Ort ist als ein innerer Zustand - und zugleich ein gesellschaftliches Konstrukt, das ausgrenzt. Für "artour" haben Bagdach und Hauptdarstellerin Safinaz Sattar in einer Berliner Kochschule syrische Yalanji Halebi zubereitet - und dabei über die Themen gesprochen, die den Film tragen: über verlorene Länder, Kulturschocks, über Kindheitserinnerungen zwischen Berlin, Syrien und Jemen; über den Trost, den Musik spenden kann und über das Gefühl, von außen gesagt zu bekommen, wo die eigene "Heimat" liege. Kulturkalender * "Farbe - Figur - Welt. Zum 100. Geburtstag von Walter Womacka", Ausstellung im cCe Kulturhaus Leuna, bis 23.01.2026 * "Therapie für Wikinger", Filmstart am 25.12. * "Woods of Birnam" - neues Album "Solaris", erscheint am 12.12., Konzert am 02.01.2026 in Dresden und 11.01.2026 in Leipzig.